Für diese zwei Tage kamen etwa 140 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Forschung für dieses deutschlandweit einzigartige Netzwerktreffen zusammen, um sich über die Themen Elektromobilität und alternative Antriebs- sowie Infrastrukturkonzepte im gewerblichen Verkehr auszutauschen.
Die Grußworte zum Start der Veranstaltung veranschaulichten die bundes-, landes- und kommunalpolitische Wertschätzung des Kongresses und seines langjährigen Einsatzes für kooperative und klimafreundliche Transportlösungen. So verwies beispielsweise Christian Liebich, Referatsleiter beim Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, darauf, dass die Welt sich seit dem letztjährigen Kongress drastisch verändert habe und der Logistik- und Transportsektor durch unterschiedliche Krisenphänomene vor enormen Herausforderungen stehe. Diese dürften allerdings nicht dazu führen, die Ziele in den Bereichen Verkehrswende und Klimaschutz aus den Augen zu verlieren.
Gerade deshalb seien der Kongress und das damit verbundene Forschungsprojekt SMART MULTI-USE LOGISTIK (SML) heute relevanter denn je. Einen ähnlichen Ton schlug auch Dr. Katja Böhler, Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, an. Sie verwies unter anderem auf die Unterstützung der Landesregierung bei der Integration weiterer assoziierter Partner in das Projekt SML.
Der Oberbürgermeister der Stadt Jena, Dr. Thomas Nitzsche, betonte im Anschluss, dass gerade die urbanen Räume sich für nachhaltigere Verkehrskonzepte öffnen müssten. Jena geht hier im Modellprojekt „Smart City“ bereits voran und plant umfangreiche Initiativen unter anderem für den intelligenten umweltschonenden Individualverkehr. Dazu gehören beispielsweise smarte Services zur Suche und Buchung von Mobilitätsangeboten in der unmittelbaren Umgebung sowie Sharingkonzepte vom Pkw bis zum E-Roller.
Christian Liebich
Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Um Deutschland langfristig unabhängig von Energieimporten zu machen, darf gerade wegen der aktuellen Herausforderungen und Umbrüche die Verkehrswende, hin zu alternativen Antriebsformen, nicht auf der Strecke bleiben.
Smarte Logistik auf dem Weg von der Forschung in die Praxis
Im weiteren Verlauf des Vormittags stellten drei Vertreter des Projektes SMART MULTI-USE LOGISTIK dar, wie Forschung aussieht, die Kooperation und fortschrittliche Technologien nicht nur am Reißbrett plant, sondern diese auch im Alltag von Medien-, Verlags- und Paketlogistikunternehmen im Raum Mitteldeutschland direkt und unter realen Marktbedingungen zur Anwendung bringt.
So wurde über die allgemeine Projektkoordination, die bei der großen Anzahl von Partnern eine hochkomplexe Herausforderung darstellt, die notwendigen Strukturen künstlicher Intelligenz sowie ein Praxisbeispiel aus dem Raum Leipzig referiert. Viele der Hürden für einen effektiven Austausch von Paketen wurden in den ersten beiden Forschungsjahren bereits gemeistert, vom ressourcensparenden automatischen Planen der Routen über den Transport mittels elektrobetriebener Fahrzeuge auf der „ersten“ und „letzten Meile“ bis hin zur Koordination aller Partner.
Nun ist der Zeitpunkt gekommen, um das Projekt für weitere Partner im Livebetrieb zu öffnen. Der diesjährige Kongress war dafür der Startpunkt und Einladung zugleich.
Elektromobilität: Technologie und ihr Einsatz in der logistischen Praxis
Der Nachmittag des ersten Kongresstages widmete sich dann der konkreten technischen Umsetzung elektrisch betriebener Mobilität im täglichen Einsatz. Die Vorträge bildeten dabei ein weites Themenspektrum ab, welches die Entwicklungen der vergangenen Jahre aufgriff und Perspektiven für die Zukunft aufzeigte: von der Umsetzung der notwendigen Ladeinfrastruktur, über moderne Radlogistikkonzepte bis hin zu nachhaltiger Lebensmittellogistik und Ansätzen zur Doppelnutzung des öffentlichen Nahverkehrs für Lieferungen.
So bot sich reichlich Gesprächsstoff für angeregte Pausengespräche und für eine gezielte Vernetzung zwischen den Teilnehmern des Kongresses.
Bei sonnigem Wetter wurden sowohl im Außenbereich des Volkshauses also auch in dessen Foyer Fahrzeuge und mobile Verteilzentren, so genannte Hubs, von verschiedenen Herstellern präsentiert. Wie die Zukunft einer smarten und nachhaltigen Logistik aussehen kann, war also auch in direktem Kontakt und bei Probefahrten zu erleben.
Praktische Workshops mit Mehrwert
Aktive Gesprächsimpulse prägten auch den zweiten Tag der Veranstaltung. Zunächst widmete sich der vom Fachverlag HUSS organisierte VISION Mobility THINK TANK dem Spezialthema elektrobetriebener Vans „auf der letzten Meile“. Anschließend fanden sich die Teilnehmer in verschiedenen Workshops zusammen, um die Themen des Vortages noch einmal gemeinsam mit fachkundigen Vertretern aus Logistikbranche und universitärer Forschung zu vertiefen. Hierbei stand immer auch die praktische Anwendung im Vordergrund.
Dass ökologische Voraussicht und Wirtschaftlichkeit in der gewerblichen Logistik längst keine Gegensätze mehr sind, konnte als Tenor der Diskussionen sowie auch als allgemeines Fazit des Kongresses festgehalten werden. Um aber auch zukünftig Optimierungspotentiale auf technischer und organisatorischer Ebene auszuloten, wird der SMART CITY LOGISTIK Kongress auch im kommenden Jahr wieder als Netzwerkplattform und Impulsgeber fungieren.